Birmingham, AL #07

Hallo, liebe Freunde.

In Amerika gibt’s einige sehr praktischer Dinge und Tatsachen, z.B.:

Sehr angenehm ist Shopping an 6–7 Tagen in der Woche von ca. 0800–2200, zumindest für die Kunden. Das verhindert völlig die Samstag-Vormittag Hektik deutscher Innenstädte. Allerdings frage ich mich, wie sich die wirklich vielen, sehr hilfsbereiten Mitarbeiter in den wirklich vielen, niemals vollen Märkten rechnen.

Weniger praktisch war die Einrichtung meines Bankkontos für internationale Überweisungen. Am Donnerstag war ich zum vierten Mal mit meiner Bank in Kontakt um Geld nach Deutschland zu überweisen. Bei jedem Schritt vorwärts tauchte eine neue Hürde auf – wie die Level bei einem Videospiel. Am Freitag habe ich schließlich noch einen Secure-ID-Generator zugeschickt bekommen, um meine Überweisungen zu autorisieren. Damit konnte ich nun meine Überweisung nach Deutschland tatsächlich online eingeben. Das Problem scheint zu sein, daß die Bankangestellten zwar unglaublich freundlich sind und professionell wirken, aber anscheinend wenig bis keine Erfahrung mit dem Einrichten von Konten für (internationale) Überweisungen haben. Das Standardzahlungsmittel ist hier der Scheck (Gehalt, Reisespesen etc.) und im täglichen Umgang (Supermarkt, Restaurant etc.) meine VISA-Guthabenkarte (wie bei uns eine VISA-Kreditkarte nur eben ohne Kredit, das ist hier praktisch die EC-Karte).

In Zusammenhang mit dem Secure-ID-Generator war noch bemerkenswert, daß er mir über FedEx zugestellt und der Umschlag einfach auf die Fußmatte vor meiner Wohnungstür gelegt wurde (nicht etwa in den Briefkasten geworfen), so daß jeder den Umschlag hätte mitnehmen können. Insgesamt scheinen die Leute hier sehr vertrauensselig zu sein (außer bei Bank-Überweisungen, die werden scheinbar als hochriskant eingeschätzt).

Sehr praktisch ist z.B. auch eine Bank-Filiale in der Nähe, die samstags von 0900–1300 geöffnet hat. Auf dem Weg dorthin gab’s bei einer Tankstelle in Hoover noch eine schöne Youngtimer-Versammlung zu bewundern, z.T. sogar mit Besatzung im Originalzustand (Little Red Corvette). Und downtown Birmingham habe ich lustige Werbung »gegen Burger« (Chick-Fil-A) photographiert. Falls Ihr davon noch mehr sehen möchtet, empfehle ich eine Bildersuche mit den Stichworten »Advertisement Chick-Fil-A«.

In meiner Lieblings-Bibliothek gibt’s ein tolles Buch über amerikanische Bäume, das habe ich mir Samstag in einer Buchhandlung in Homewood bestellt. Dort wie auch in der Bibliothek ist der Bestand übrigens grob dreigeteilt: »Fiction« (gut 50%), »Non-Fiction« (ca. 30%) und »der Rest« (10%–20%). Sachbücher scheinen also weniger hoch im Kurs zu stehen, Belletristik hat Vorrang. Für die Buchhandlung gibt’s aber eine Entschuldigung: sie sind vor kurzem umgezogen und bauen Ihren Bestand erst wieder auf.

Einen kleinen Wanderführer »Birmingham» von Menasha Ridge Press habe ich daher nicht in der Buchhandlung, sondern heute im Cheaha State Park (siehe Gruß aus Birmingham #04) gefunden und bin dort ein Stück den Pinhoti Trail gelaufen bis zum McDill Point Overlook. Dieser Aussichtspunkt ist zwar schon etwas zugewachsen, aber mit ein bißchen Kletterei ließ sich ein schöner Ausblick ins weite Tal finden. Auch ein Flieger wollte sich die Gegend anscheinend mal ganz aus der Nähe anschauen…

In der Natur sieht man in 600–700 m Höhe noch wenig vom Frühling und so sind die stark mit phosphorgrünen oder orangen Flechten bewachsenen Felsen fast die einzigen Farbtupfer.

Grüße aus Birmingham, AL

3 Gedanken zu „Birmingham, AL #07“

  1. Hallo Günther, herzlichsten Dank für Deine immer wieder interessanten Infos aus dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten (und) des Shop-til-you-drop (für diejenigen, die als Kunden an den Kassen und Countern stehen)!
    Und dann Deine Fotos… ganz große Klasse!
    Die Kampagne »gegen Burger« mit fraglos grandiosen Motiven scheint mir jedoch eher »eat-more-chicken«-Reklame der Hühner-Burger-Kette gleichen Namens. 🙂
    Und als Bibliotheks-Erfahrene erlaube ich mir zu ergänzen, daß es nicht so knackig klingt wie: fiction – non fiction – other… die Unterschiede aber so groß nicht sind: in D’land wird (mit ähnlichen Prozentanteilen) eingeteilt in Belletristik, Sachliteratur (Computer, Garten, Länder, Kochen, Kreatives/Hobby, Kunst etc) und den Rest: Kinder, Musik, Zeitschriften, Non-Book, Virtuelles etc.pp. – Oft stehen die Romane aber weiter hinten »bei uns« :-)) Siehe hier: bibliotheksstatistik.de – D’land – Öffentl Bibl – 2015: 3.19–34

  2. Lieber Günther,
    Ich freue mich jede Woche über Deine neuen Erfahrungen/Erkenntnisse aus Alabama! Es ist ja Abenteuer pur!
    Ganz liebe Grüße aus Baden-Baden

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