Birmingham, AL #08

In den letzten zwei Wochen ohne Reisen habe ich mich weiter in der Umgebung von Birmingham umgeschaut. Seit heute (Samstag-) Nachmittag ist Regenwetter – wie angesagt – und so schreibe ich wieder einen Bericht über meine Erfahrungen.

1. Red Mountain Park

Südwestlich von Birmingham, 20 Min. von mir zuhause entfernt, präsentiert viel über den Eisenerzbergbau im 19. Jahrhundert.

Bei strahlendem Sonnenschein war der Park am letzten Sonntag erwartungsgemäß gut besucht. Die Besucher waren mehrheitlich im Studentenalter und hatten mindestens einen Hund dabei, erneut immer an der kurzen Leine und bis auf eine Ausnahme völlig geräuschlos. Gewandert wurde eher in Sport- oder Joggingkleidung (Leggings und Laufschuhe, Trinkflasche und Hundeleine in der einen, Handy mit MP3-Musik in der anderen Hand, Stöpsel im Ohr). Rucksäcke oder gar Wanderschuhe sah man selten, Mountainbiker waren in der Minderheit, aber auch Gruppen und Paare (mit mindestens zwei Hunden) waren unterwegs. Vom »Grace’s Gap« am nordöstlichen Ende des Bergrückens hat man freien Blick auf Birmingham. In dem sehr gepflegten Park ist für Entspannung (siehe »Liegestühle«) genauso gesorgt, wie für Hilfe bei Problemen mit dem Montainbike.

Die Bäume sind hier immer noch weitgehend grau, aber mit meinem tollen Bäumebuch kann ich die Früchte bzw. leeren Hülsen zuordnen. Neben verschiedenen Eichen- und Kiefernarten gibt’s häufig den »Amberbaum« (Sweetgum), es liegen sehr viele seiner ca. 1,5–2 cm großen, leeren Fruchtstände herum.

2. Ruffner Mountain Nature Preserve

Nordöstlich von Birmingham, ca. 25 Min. von mir zuhause entfernt. Der Bergrücken besteht aus Kalkstein und enthält einen spektakulären alten Kalksteinbruch (Quarry), trotzdem habe ich keinen Waldmeister gefunden. Es lohnt sich ein Blick auf Google-Maps (bzw. Google-Earth), die Bild-Auflösung ist ziemlich hoch.

Heute, am Samstagvormittag bei Sonnenschein, war auch dieser Park gut besucht, viele Eltern mit Kindern, aber auch hier waren Wanderschuhe und Rucksäcke selten zu sehen, meist eher Neon-Top, Sporthose und Joggingschuhe, Wasserflasche und Hundeleine in der einen, Handy in der anderen Hand. Komisch war aber: nur sehr wenige haben laute MP3-Musik aus dem Handy gehört. 🙂 Vom »Hawk’s View« hat man einen Blick Richtung Downtown Birmingham und ein paar Greifvögel kreisten tatsächlich über den Felsen, vielleicht auch Adler?

Ganz langsam wird die Natur wach, die Judasbäume (Cercis Canadensis) blühen, Hartriegel sieht man im Park und in den Vorgärten nahe des Parks.

3. »Sicherheit« in Amerika

Im Lift im Flughafen Orlando, FL, stand »No Concealed Weapons Allowed« (Verdeckte Waffen nicht erlaubt) und bei Mercedes Tuscaloosa sind Waffen sogar ganz verboten, siehe oben.

4. Craft-Beer in Birmingham

Bisher habe ich fünf der sechs Hausbrauereien von Birmingham besucht. Loft-artige Industriehallen mit Ausschank, Flipper, Dart-Scheiben, Billard, Ledersofas, Live-Musik, Food-Trucks und mit Außenbereichen, die von Zäunen oder Schildern abgegrenzt werden (No Alcoholic Beverages Beyond This Point), weil Alkohol in der Öffentlichkeit ja verboten ist.

Die Kennzeichnung der Craft-Biere ist meist sehr detailliert mit ABV (Alcohol By Volume), IBU (International Bitterness Units), SRM (Standard Reference Method = Farbe) und teils OG (Original Gravity = Stammwürze). Um den handwerklichen Anspruch zu unterstreichen, steht auf den Dosen und Flaschen gelegentlich statt einem »Mindesthaltbarkeitsdatum« ein »This Beer Was Born On«-Datum (abgefüllt am). Die IPA’s (India Pale Ale, mit viel Hopfenaroma) haben es mir besonders angetan.

Auch für’s Brauen zuhause gibt es in Birmingham Angebote: der Bier- und Weinhandel »Hop City« in Downtown Birmingham hat neben großer Wein- und Bierauswahl nebst großer Bar auch alle Brau-Utensilien für zuhause im Angebot: Behälter, Hopfen, Malz, Kühler, Mühlen, Thermometer etc.

5. American English

Trotz viel Englisch-Praxis konnte ich bisher erst zwei neue Phrasen mitnehmen:

  • to bark up the wrong tree – auf dem falschen Dampfer sein
  • to hit the ground running – mit Begeisterung an die Sache gehen

Und natürlich die beliebteste Begrüßungs- und Abschiedsfloskel: »Hey, how are you doing?“ »Good, good, how are you?« (selten auch grammatikalisch korrekt: »I’m well, how are you?“) »Have a good one!« (lustig, wie in Norddeutschland: »Einen Guten noch…“)

6. Käse in Birmingham

Letzte Woche habe ich im Bio-Supermarkt »Whole Foods Market« im Ortsteil Mountain Brook tatsächlich eine »richtige« Käsetheke gefunden mit einer Auswahl amerikanischer Käse am Stück. Es gibt zwar auch umfangreiche Importware aus Europa, aber für’s erste probiere ich mich mal durch die US-Erzeuger. In Alabama gibt’s nach Auskunft auch einige Ziegenkäse-Hersteller, aber ich bevorzuge Käse aus Kuhmilch.

7. Radio in USA

Auf Empfehlung eines Kassierers im »Sprouts Farmers Market« habe ich ins lokale Radio »WBHM 90,3 FM« reingehört. Wegen meiner »Jazz­­ahead«-Einkaufstasche haben wir ein paar Sätze über Jazz-Radio gewechselt. Der Sender »WBHM 90,3 FM« überträgt beispielsweise die Nachrichten vom »NPR«, einem Zusammenschluß nicht-kommerzieller Radiosender.

Die Magazinsendung »All Things Considered« scheint jeden Nachmittag nationale Nachrichten und Diskussionen zu bringen. Am Freitag jedenfalls war das Hauptthema die Absage der Abstimmung über das Gesetz zur Reform der Krankenversicherung (ObamaCare). Die Amerikaner kommentieren das natürlich auch negativ, aber weniger dramatisch als Deutsche. Vielleicht sehen die Amis Politik mehr als sportlichen Wettstreit und freuen sich über jeden Punkt, den die Regierung macht oder eben nicht macht. Wohingegen Deutsche vielleicht von Regierungen träumen, die Gesellschaftmaxime von Kant’schen Dimensionen verabschieden. Ich hoffe, ich bekomme im Laufe der Zeit noch mehr Gespür dafür.

2 Gedanken zu „Birmingham, AL #08“

  1. Radio scheint wieder in Mode zu kommen in den Staaten, zumindest in Form von Podcasts für Krimi-Serien – in den letzten Jahren im DRadio Kultur als erfolgreich besprochen: This American Life, Serial und – jetzt neu – S-Town Spielt in Alabama und im Mittelpunkt steht ein exzentrischer Uhrmacher, -Restaurator, -Sammler 🙂

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