Brimingham, AL #9

Die spinnen, die Amis… (jedenfalls bei Bank-Geschäften):

Von meinem amerikanischen Kreditkarten-Konto wurden letzte Woche ohne meine Autorisierung $ 475,80 abgebucht. Diese $ 475,80 hat mir die Bank dann als Scheck per Post zugeschickt, den ich wieder zur Bank getragen und auf mein »Giro-Konto« eingezahlt habe.

Meine Nachfrage bei der Kreditkarten-Abteilung ergab: ich hätte drei Monate lang zuviel Guthaben auf meinem Kreditkarten-Konto gehabt und das hätten sie mir deshalb per Scheck zurückgezahlt. Das amerikanische (Debit-/Kredit-) Kontensystem ist für mich unverständlich, aber da meine normale US-Debit-»Bank-Karte« (EC gibt’s ja hier nicht) auch die VISA-Zahlungsfunktion erlaubt, kann ich meine US-VISA-Kreditkarte eigentlich auch wieder kündigen.

Am Donnerstagabend war ich mit einem deutschen Kollegen beim College Baseball in Tuscaloosa – unsere Personalchefin hatte uns zwei Abokarten geschenkt, weil sie an diesem Abend nicht hingehen konnte. Die Baseballregeln sind sehr kompliziert, ein Spiel kann sich über 3–4 h hinziehen und es ist ungefähr so aufregend wie Golf. Daher sind wir nach anderthalb Stunden gegangen und haben uns bei Druid City ein Bier gegönnt. Dort gibt’s auch alte Videospiel-Konsolen aus den 80ern und eine Schallplattensammlung nebst Plattenspieler. An diesem Abend spielte aber draußen eine Live-Band.

Die Amis wickeln übrigens sogar die Klopapier-Rollen einzeln in Einwickelpapier, zumindest in unserem temporären Büro in Northport werden solche Rollen gekauft.

Der Samstags-Markt am Pepper Place in Birmingham bietet einige lokale Bauern-Stände mit dem als Salat beliebten Grünkohl, den Bäcker Hinkel, der auch Roggenbrot anbietet, Live-Musik und viele weitere Flohmarkt-Stände. Unter anderem Tea-Town mit vielen Kräutertee-Mischungen. Sie konnten mir Zitronen-Verbene pur verkaufen. Leider kommt ihre Qualität aber nicht an den tollen Geschmack der Verbene vom Kräutergarten-Pommerland heran.

Die Feuerwehr-Autos in USA sind natürlich viel cooler als in Deutschland, wie man vor dem Markt am Pepper Place sieht.

In der Innenstadt von Birmingham hat die Markthalle »The Pizitz« mit Freßständen neu eröffnet. Es ist noch ein bißchen Baustelle, aber an dem Käsestand Busy Corner Cheese & Provisions gibt’s eine kleine, feine Auswahl amerikanischer Käse (neben den typischen Importen aus Europa). Dort habe ich Coppinger aus Tennessee gekauft, der wie Morbier aussieht und auch so schmeckt und den leckeren Weichkäse Moses Sleeper aus Vermont, ähnlich einem Brie de Meaux.

Während der letzen paar Tage habe ich abends zuhause jeweils für ein paar Stunden die Klimaanlage angeschaltet, obwohl in der Wohnung eigentlich normale 24–25 °C waren. Aber bei Außentemperaturen von abends 28 °C und 65–85 % Luftfeuchtigkeit war es durchaus angenehm, sehr wenig (um 0,5 °C) zu kühlen und damit die Luftfeuchtigkeit zu senken. Der Lüfter in der Wohnung ist laut und auch die Kühlaggregate draußen vor den Häusern machen Lärm. Mit der Einmeßelektronik meiner Genelec-Lautsprecher kann ich auf meinem Balkon ein Grundgeräusch von 62 dB am Samstagabend messen und in der Wohnung 59 dB bei geschlossener Balkontür mit laufender Klimaanlage.

Übrigens spüre ich deutlich, daß es mit meiner europäische Erfahrung für die hohen Tagestemperaturen viel zu früh dunkel wird – um 2000 ist es hier völlig dunkel. Grund ist natürlich die südlichere Lage: Birmingham liegt bei ca. 33° nördlicher Breite, aktuelle Mittagssonnenhöhe 71°, aktuelle Tageslänge aber nur 13h29m. Freiburg liegt bei 48° nördlicher Breite, aktuelle Mittags-Sonnenhöhe 57°, aber aktuelle Tageslänge schon 14h30m. Im Januar war es noch umgekehrt und wir hatten gut 1h mehr Tageslänge als Freiburg. Die unterschiedlich lange Dämmerung verstärkt dieses Gefühl noch. Hier die Maximalwerte zur Sommer- bzw. Wintersonnenwende von sonnenverlauf.de:

SommerWinter
Birmingham79,9°4h21m33°9h55m
Freiburg65,5°16h02m18,5°8h21m

Vor dem angekündigten Gewitter mit Tornadowarnung am Sonntagnachmittag war ich etwa zwei Stunden im Hurricane Creek, gut eine Stunde nördlich von Birmingham. Ein kleiner Sandstein-Canyon mit felsigen Wanderpfaden, Überhängen von denen Wasser läuft, blühenden Tulpenbäumen, kleinblütigen Rhododenren und einem Picknickplatz am Flüßchen. Eine Familie plantschte mit zwei Hunden im flachen Wasser, ein paar Leute kletterten kurze (10 m) Top-Rope-Routen, aber das Visitor-Center war ebenso verfallen und geschlossen wie die Standseilbahn.

Ab ca. 1400 setzte dann wie vorhergesagt das Gewitter ein, aber zum Glück blieb es bei der Tornadowarnung und heute Abend sind wieder angenehme 19 °C. Morgen, am 1. Mai, ist bei uns wieder Arbeitstag, der Labor-Day wird hier am 4. September gefeiert.

Ein Gedanke zu „Brimingham, AL #9“

  1. Gibt es eigentlich Amerikaner, die sich ihr Gehalt via PayPal zahlen lassen? Das wäre wahrscheinlich die am wenigsten komplizierte Zahlungsform im Land der begrenzten Überweisungsmöglichkeiten 🙂

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