Birmingham, AL #12

In der letzen Woche sind wir in unser Werk in Cottondale eingezogen, zwar noch nicht in die endgültigen Büros auf der Westseite unserer Fabrik, aber in die bereits fertigen Büros auf der Ostseite unserer Halle. Das ist immerhin besser als unser »Büro« auf der Baustelle in der Produktionshalle, direkt neben den Spritzgießmaschinen. Von unserem aktuellen Büro aus konnten wir letzte Woche bereits heftige Gewitter bewundern, die die Baustelle in eine Schlammlandschaft verwandelten.

Übrigens hat Birmingham, Alabama, eine Jahressumme von 1386 mm Niederschlag (relativ gleichmäßig übers Jahr verteilt). Zum Vergleich: Freiburg hat eine Jahressumme von 836 mm mit einem flachen Maximum von Mai bis Oktober.

Die aufgeschnappten Redewendungen der Woche:

  • Baloney = Quatsch (verschiedene mögliche Quellen, eine ist: »Bologna«, woher Mortadella kommt, eine ähnlich auch in Amerika hergestellte und beliebte Wurst zum Frühstück. Das entspräche der Herleitung von Spam, einer amerikanischen Marke für Frühstücksfleisch)
  • to get his feet wet = (ihn) etwas angehen lassen (im Sinne von: »(ihm) etwas Zeit zur Einarbeitung geben«)

Bevor ich am Samstag meine zwei Kollegen Dieter und Alexander in der Pizitz Food Hall in Birmingham zum Samstags-Lunch getroffen habe (leckere Falafel bei Eli’s Jerusalem Grill), war ich auf dem historischen Friedhof Oak Hill Cemetery. Er liegt unmittelbar nördlich der Innenstadt und wird vom Verkehrslärm der Autobahnen (Interstate) I65 und I20/I59 überflutet. Eine »Ruhe«-Stätte ist es damit heutzutage nicht mehr.

Friedlicher war es am Sonntag am Little River Canyon, nördlich von Gadsden und ungefähr anderthalb Stunden von Birmingham. Der Little River hat einen etwa 100 m tiefen Canyon in den Lookout Mountain geschnitten und an einzelnen Stellen gibt’s Abstiege für Wanderer. Von der Kante starten Truthahngeier (Cathartes aura), gut durch roten Kopf und gelben Schnabel zu erkennen. Vom ca. 15 m hohen Wasserfall Litte River Falls springen andere komische Vögel herunter.

Im Moment führt der Little River Hochwasser, deshalb waren einige Wanderwege wegen Überflutung gesperrt. Dafür wurden die touristischen Highlights von vielen Rangers betreut, um Touristen zu beraten, zu befragen oder mit Prospekten zu versorgen. Das fällt auf, weil sich nach meiner Wahrnehmung die deutschen Naturparks fast gar nicht vermarkten. Allerdings sind Amerikaner auch wirklich Weltmeister im Vermarkten (auch von Belanglosigkeiten bzw. vom »Stand der Technik«).

In der Gegend des Lookout Mountain, Dekalb County, konnte ich zum ersten Mal »richtige« Äcker fotografieren (mit Mais vermischte Einsaat). Und Anna hinter dem Tresen des Little River Canyon Visitors Center hat mir erzählt, daß in der Gegend auch Baumwolle angebaut würde. Der Rückweg führte mich durch das malerisch verfallene Dorf Fort Payne, das Herz der »Mountain Music« im Dekalb County.