Great Smoky Mountains etc.

Seit Pfingstmontag (kein Feiertag in den USA) stehen mittags vor unserer Werkhalle verschiedene Food-Trucks oder Grill-Stände als »Kantine«. Außer diesem Angebot gibt’s in akzeptabler Entfernung noch ein Subway, zwei leicht ranzige, aber originale und leckere Burger-Bratereien und ein Huddle-House. Alles in allem kein Gourmet-Food, aber durchaus eßbar.

Und wieder gibt’s einen lustigen Begriff: das typisch silberne Gewebe-Klebeband heißt hier »Duct Tape«, aber man kann im Supermarkt auch »Duck Tape« kaufen, bei uns »Tesa-Band«.

Die Phrasen der Woche:

  • to throw someone under the bus – jemand schlecht dastehen lassen (vor versammelter Mannschaft)
  • to drive someone up the pole – jemanden auf die Palme bringen
  • water under the bridge – Schnee von gestern

Am Wochenende 10./11. Juni bin ich gut fünf Stunden nach Nordosten gefahren: über Chattanooga und Knoxville in die Great Smoky Mountains. Zwei tolle Wanderungen konnte ich Samstagnachmittag und Sonntagvormittag machen.

Mt. Sterling, 1753 m mit einem stark verwitterten Feuerwachturm

Zum Parkplatz in etwa 1155 m Höhe führte einmal mehr eine fast 20 km lange Schotterstraße mit teils so tief ausgewaschenen Querrinnen, daß ich Angst hatte, das Auto aufzusetzen. Trotzdem lagen immer wieder Farmhäuser oder Wohnhäuser entlang der Straße und irgendwo im Nirgendwo war sogar eine Schulbus-Haltestelle.

Ab dem Parkplatz ging es steil, sehr steinig und entsprechend anstrengend durch lichten Laub- und Rhododendron-Wald auf den Gipfel, von dem der verwitterte Feuerwachturm einen tollen Rundumblick bieten konnte. Mir sind sogar ein gutes Dutzend Wanderer begegnet, meist jedoch mit dickem Bauch, dünnen Beinen und rotem Kopf.

Mt. LeConte Cliff Top, 1920 m mit Rhododendron-Bewuchs wie in einer Tee-Plantage

Der Alum Cave Trail startete bei ca. 1150 m entlang eines wilden Bachs mit Rhododendron-Wald und führte über eine überhängende Sandsteinwand und eine Schieferklippe zu den Hütten der Mt. LeConte Lodge. Dort kann man in kleinen Blockhütten übernachten, es gibt Gemeinschaftsräume und Bewirtschaftung für die Gäste, aber keine Wandergaststätte nach unserem Verständnis.

Die höchste Spitze des Mt. LeConte (1978 m) ist zugewachsen, aber vom Cliff Top bot sich bei klarem Himmel ein spektakulärer Rundblick. Wanderer erklärten mir, daß derart gute Sicht ungewöhnlich ist, denn meist sind die Great Smoky Mountains von einem Wolkenschleier umgeben. Besonders in größerer Höhenlage setzte sich ein deutlicher Geruch nach Lauch und Fichtennadelbad von den Kegeltannen (Abies fraseri) durch. Den Verursacher des Lauchgeruchs konnte ich jedoch nicht lokalisieren. Der Rhododendron war am Bach in 1150 m schon abgeblüht, bei ca. 1500 m in Blüte und bei den Cliffs auf über 1900 m noch weitgehend in Knospen. Und die Eichhörnchen waren genauso zutraulich wie bei uns. Es war die kleine braune europäische Art, in Alabama sieht man eher die große schwarze amerikanische Art.

Zur Übernachtung hatte ich ein Hotel in Gatlinburg, TN, gebucht. Der Ort Gatlinburg wirkte auf mich wie Klein-Las Vegas: Shopping- und Restaurant-Malls (die größte heißt »Ober-Gatlinburg« in blau-weiß), Kleidungs-, Schmuck- und Souvenir-Shops, Moonshine-Destillerien, Fahrgeschäfte, Varieté-Theater, Straßenmusiker und sehr viel Verkehr. Die Moonshine-»Whiskys« sind gezuckerte Liköre mit Aromazusatz (Apfel, Haselnuß, Minze, Pfirsich, Zimt, Honig, Heidelbeere) und 20–60% Alkohol. Um das zu erfahren, habe ich natürlich für 5 $ hier ein Tasting gemacht. Dabei schenkt ein unterhaltsamer »Einheizer« in einer knappen Stunde 12 Schnäpse á ca. 1 cm³ an 20–25 Leute aus. Die Marmeladengläser im Hintergrund und unter der Bar sind die traditionellen Schnapsgefäße für Moonshine und werden deshalb natürlich heute »traditionell« verwendet. Für echten Whisky habe mir andere Gäste das jährliche Whisky-Festival in Chattanooga empfohlen.

Zum Glück gab’s um die Ecke von meinem Hotel die Smoky Mountain Brewery mit leckerem Essen, gutem Bier und normalem Bourbon-Whisky. Ihr Malz bezieht die Brauerei offenbar aus Bamberg. An der Bar hat mir ein Gast aus Buffalo, NY, diese Website zum Bier-Vergleich empfohlen.

Seit dieser Woche (KW 24) singen in den Bäumen um unsere Werkhalle die Sing-Zikaden, die ich vor einem Jahr schon in China fotografieren konnte, siehe Foto unten. Und seit letzter Woche haben wir sogar einen Reinigungsservice für unsere Büros und Santiäranlagen einschließlich Klopapier- und Papierhandtuch- Versorgung und Müllentsorgung. Die drei Wochen zuvor war unsere Lage in dieser Beziehung eher prekär (incl. Schlamm von der Baustelle).

Inzwischen genieße ich abends zuhause auch meine Klimaanlage. Bei Außentemperaturen von 32 °C und 75–85 % Luftfeuchtigkeit sind zwar in meiner Wohnung abends nur 26–27 °C, aber gekühlt auf 23–24 °C und entsprechend entfeuchtet ist es deutlich angenehmer und zum Schlafen kann ich die Klimaanlage wieder ausschalten. Viele Kollegen haben mich bereits vor dem unerträglichen Sommer in Alabama gewarnt, aber bisher war das Wetter hier völlig in Ordnung. Wenn jetzt zum Sommeranfang die nächsten drei Monate sehr warm und schwül werden, kann ich damit leben, glaube ich.