Birmingham, AL #15

Am Mittwoch, dem 26. Juli gab’s Überschwemmung in Vestavia Hills. Kurz nach dem Mittag stand der tiefer gelegene Teil unserer Wohnanlage unter Wasser, weil der unmittelbar dahinter fließende Patton Creek nach einem Gewitterregen über die Ufer getreten war. In unserem Haus und in meiner Wohnung ist zum Glück nichts passiert. Am Freitag lief sogar unser Waschhaus, das in diesem tiefer gelegenen Teil der Siedlung liegt, schon wieder. Über die Flut und die mehrstündige Sperrung des Highway 31 haben auch die örtlichen Medien berichtet:

Freitags hatte ich dann Post aus Albanien im Briefkasten. Ein Handwerker aus Deutschland hatte mir am 12. Juni eine Rechnung geschickt. Er wollte es besonders clever machen und die Rechnung an meine aktuelle Adresse in den USA schicken. Nur leider hat er als Adresse 2067, Vestavia Park Court, Vestavia Hills, 35216, Albania angegeben. Und so habe ich diesen Brief tatsächlich sechs Wochen später hier in Vestavia Hills im Briefkasten gefunden mit zwei Poststempeln aus Tirana (Eingang, Ausgang), siehe Foto. Eine großartige Leistung der albanischen Post, oder?

Samstagnachmittag gab’s erneut Bier, diesmal beim Magic City Brew Fest, – allerdings nicht bei Sloss Furnace wie geplant, sondern im Avondale Park: Vier Stunden probieren für 45 $ Eintritt. Dazu waren zwei Bands zu hören: eine Cover-Band mit Steeldrums und die mitreißende Bluegrass-Band The Yellow Dandies. Den Yellow Dandies habe ich ihre selbstgebrannte CD abgekauft und erst beim genauen Anhören die teils skurilen Texte verstanden, beispielsweise beim Song Food in the Wintertime (siehe Video auf deren Website, im Wald vor dem blauen Müllcontainer). Besonders schräg ist auf Ihrer Website die Abteilung Guide to Southern Culture. Im Video Barbeque wird ein überfahrener Hund gegrillt.

Sonntags habe ich den etwa dreißig Meter hohen Wasserfall De Soto Falls besucht, gut anderthalb Stunden nordöstlich von Birmingham, Der Park ist mit vielen farbig markierten Wanderwegen durchzogen, aber es gibt leider nur schlecht kopierte und handgezeichnete Karten zu kaufen. Hochwertige, topographische Wanderkarten, wie überall in Europa üblich, habe ich von Alabama bisher noch überhaupt nicht gefunden. Dafür gibt’s im De Soto Park gefährliche Bäume, die sogar in friedlich herumliegende Steine beißen.

Diese Woche ist ein neuer, vierter Foodtruck zum ersten Mal in unser Werk in Cottondale gekommen. Ich hatte vegetarisch gefüllten Burrito mit Bohnenmus, Salat und Käse – lecker. Gegessen wird an den im Hintergrund sichtbaren LKW-Rampen als »Bar« (das hat »Industrie-Charme« und aus den Ritzen zur klimatisierten Halle strömt kalte Luft).

Am 4. und 5. August fand das abwechslungsreiche Musikfestival Secret Stages in downtown Birmingham statt. Gleich am Haupteingang wurde ich von leckeren Bananen empfangen (Foto). Auf sechs Bühnen (twei Open Air und vier in Lokalen und Bars) wurden an zwei Tagen ab 1800 über sechzig Bands präsentiert: von Pop/Rock/Folk über Jazz bis Hip-Hop und Electronic, alles für nur 40 $ im Vorverkauf. Dabei habe ich wieder ein paar neue Bars in downtown Birmingam kennengelernt, etwa das schöne Café Urban Standard oder auch den Club Pale Eddie’s Pour House mit einem kleinen, feinen Whiskey-Angebot der Brennerei Bird Dog aus Kentucky.

Auf den Außenbühnen haben die Hip-Hopper für ordentlich Wumms gesorgt. Auffällig war übrigens: kein einziger Polizist zu sehen. Sonst gab es bei den Veranstaltungen, die ich bisher besucht habe, immer deutliche Polizeipräsenz, wenn auch stets ganz freundlich, in Uniform und ohne Kopfbedeckung. Und auffällig war noch: der Anteil an Weißen war viel höher als bei bisherigen Veranstaltungen, eher 70 % (bei Musikern und beim Publikum). Vielleicht habe ich mir aber auch die musikalisch eher »weißen« Konzerte ausgesucht (ich bin kein Hip-Hop Fan).

Freitags haben mir zwei Bands besonders gefallen:

Am Samstag waren drei Bands nach meinem Geschmack:

  • das rockig-punkige Jazzquartett :lovesongs aus Georgia (sehr under-dressed, dafür der Trompeter mit selbstbewußtem Hair Style),
  • der poppig-hallige Solo-Künstler Jeff Zagers, er trat erneut im schönen Café Urban Standard auf, und
  • das Fusion-Jazz Trio Trio Noir aus Birmingham

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Ungefähr 1 Stunde östlich von Birmingham liegt der Talladega Speedway, auf dem 500-Meilen-Rennen der NASCAR-Serie gefahren werden.

Dort habe ich heute das Museum besucht und eine Bus-Tour über die Rennstrecke gemacht. Die Steilkurven sind aus der Nähe von unten betrachtet wirklich beeindruckend steil (33°). Im Museum (Hall of Fame) sind viele alte NASCAR-Rennwagen ausgestellt. Die Bedienung ihrer Getriebe ist für die an Automatik gewöhnten Amerikaner extra-einfach gehalten (siehe »…4500 2nd gear«).

Inzwischen spüre ich deutlich die schon wieder kürzer werdenden Tage: Dunkelheit um 2015 paßt für meine Erfahrung einfach nicht zu den sommerlichen Temperaturen. Die Sonne geht heute, am 6. August, um 0603 auf und um 1942 unter – aktuell sind unsere Tage also eine Stunde kürzer als in Freiburg. Obwohl hier mittags die Sonne etwa 15° höher steht, scheinen zumindest die Nächste schon wieder etwas kühler zu werden (unter 25 °C), tagsüber sind immer noch über 30 °C.

Heute Abend sitze ich noch bei einer meiner Lieblings-Hausbrauerei Red Hills Brewing in Homewood  (mit WLAN) bei einem Pale Ale draußen und höre den lauten Sing-Zikaden zu, während ich schreibe. Drinnen ist es mit Klimaanlage einfach zu kalt.

Ein Gedanke zu „Birmingham, AL #15“

  1. Post aus Albanien würde ich auch mal gern bekommen. So ziemlich der exotischste Absendeort, den Europa zu bieten hat. 🙂

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