Birmingham, AL #17

Samstags

machen die Leute in Birmingham dasselbe wie die Freiburger: vormittags einkaufen (z.B. auf dem Farmers Market Pepper Place, einer ehemaligen Abfüllerei der beliebten Coca-Cola-ähnlichen Limo Dr. Pepper), Auto waschen (z.B. bei meiner Lieblings-Waschstraße The Anthony’s), Rasen mähen (Aufsitz-Rasenmäher).

Beim Joggen habe ich aber sogar ein paar andere Leute beim Laufen (Walking) angetroffen. Dabei habe ich weitere Wohngebiete von Vestavia Hills kennengelernt bei angenehmen Temperaturen (< 25 °C) und trockener Luft am Vormittag.

Anders als in Deutschland haben am Samstagvormittag einige Banken geöffnet. So konnte ich meinen Vorrat an Viertel-Dollar-Münzen (Quarters) ergänzen. Dies sind die Standard-Münzen für alle Lebenslagen: Acht Stück für die Münzwaschmaschinen in unserer Wohnanlage, vier für die Preßluft an der Tankstelle zum Reifendruck auffüllen, an Getränkeautomaten, Parkuhren etc. Nur im Supermarkt braucht man keine Münze für den Einkaufswagen, der ist kostenlos.

Birmingham Art Walk

Freitag und Samstag fand Downtown Birmingham der 16. Art Walk statt. Auf zwei gesperrten Straßen und in vielen Galerien haben Künstler und Kunsthandwerker ihre Arbeiten ausgestellt und verkauft. Außerdem gab’s Kinderbasteln, Musikgruppen, Break-Dance, Food-Trucks und Steelcitypops (das lokale, handgemachte Eis am Stiel). Bei dem Stieleis Coffee sieht man sogar das abgesetze Kaffeepulver und man schmeckt es natürlich auch.

Ghost Train

Die lokale Craft Brewery hat ein alkoholreiches IPA als saisonale Spezialität im Programm: Juice Kaboose Batch #4, ein samtweiches IPA mit viel Schmelz, aber 10,2 Volt, very dangerous. Die Brauerei wird übrigens auch von Hunden geschätzt.

Hurrican Irma

Am Sonntagabend wollte ich es den Amerikanern nachtun und vor der anstehenden »Katastrophe« (Ausläufer von Hurrican Irma) noch den halbvollen Tank meines Autos auffüllen. Bei anstehenden Katastrophen schließen die Amis nämlich gerne alle Versorgungseinrichtungen (Supermärkte, Tankstellen, Schulen, Behörden etc.). Siehe da, ich bin schon in die allgemeine Panik der Amerikaner eingestimmt. An meiner Lieblingstankstelle Sunoco in Vestavia Hills (weil dort die Quittungsdrucker immer funktionieren) waren alle Zapfsäulen belegt, das hatte ich noch nie erlebt. Also bin ich eine Tankstelle weiter gefahren, dort war es ruhiger, aber der Quittungsdrucker hat wie immer nicht funktioniert, so mußte ich reingehen, um eine Rechnungskopie drucken zu lassen, very inconvenient.

Glühwürmchen auf der Autobahn

Heute – Donnerstag nach Irma – blinkten unter den Bäumen auf der Autobahn kurz vor Hoover die Glühwürmchen. Gegen 1915 war es schon dunkel genug, sie wahrzunehmen.

Arbeit

Nach nur 14 Tagen haben wir seit diesem Freitag endlich auch Mülleimer im Büro, oh Wunder.

John Emerald Whiskey

Zum Abschluß einer stürmischen Arbeitswoche mit dem Start zweier neuer Kollegen und mit Hurrican Irma war dieser Samstag perfekt für eine Brennereiführung in der Whiskey Distillery John Emerald in Opelika, etwa zwei Stunden südöstlich von Birmingham. Vater John Sharp macht Führungen durch die ziemlich unordentliche Brennerei. Ihren »Single Malt« habe ich vor ein paar Wochen schon im Liquor Store in Birmingham gekauft, auf Empfehlung des Inhabers. Ein süßlicher Whiskey, der gut On The Rocks schmeckt. Anders als Scotch scheint mir dieser Whiskey sehr geeignet für den Genuß auf Eis.

Heute lerne ich: er wird aus irischer Gerste hergestellt (deshalb darf er auch nicht Bourbon heißen, dafür wären min. 51 % Mais erforderlich), die selbst gemälzt, mit Holzfeuer getrocknet und dabei nur ganz schwach geräuchert wird. Die Reifung in 16 bis 40 Liter kleinen, getoasteten Weißeiche-Fässern wird auf acht Monate beschleunigt, indem der Lagerraum alle zwei Wochen heruntergekühlt und dann wieder aufgewärmt wird, was zum schnelleren Austausch zwischen Whiskey und Holz führen soll. In Schottland nutzt man dafür 10–15 Jahre lang die Temperaturschwankungen der Jahreszeiten.

Die anderen Brände der John Emerald Distillery (Gin, Rum, Muscadine Brandy, Wodka) haben mich nicht so überzeugt wie Ihr Single Malt. Der Gin ist sehr Anis-lastig und der Spiced Rum hat für meinen Geschmack zu viel Zimt.

Opelika selbst ist ein kleines, recht ansehnliches Städtchen mit vielen Backstein-Gebäuden.

Barber Motorsport, Honda Cup

Sonntag fand auf dem Barber Rennkurs in Leeds das letzte Rennen der amerikanischen Superstock 1000 Motorradmeisterschaft statt. Zusätzlich gab’s Rennen kleinerer Klassen und natürlich auch Mortorradfahrer als Gäste. Amerikanische Motorradfahrer fahren keine Sportmotorräder, sondern zu 99% fette Dickschiffe, die gut mit der Figur von Fahrer und Sozia harmonieren – und sowas stellen sogar die Briten für den amerikanischen Markt her.

Gefahren wird grundsätzlich nur mit T-Shirt, Jet-Helm und ohne Handschuhe. Vielleicht besser so, denn für zwei Lederkombis in amerikanischer Standardgroße 5XL müßte ja schon eine kleinere Rinderherde ihre Häute hergeben.