Ruby Falls

Birmingham, AL #18

Vor einer Woche konnte ich von meinem Balkon in der letzten Abenddämmerung eine tolle Gewitterwolke (mit Blitzen) filmen. In Alabama gibt’s überhaupt viel tollere Gewitter als in Deutschland, allerdings auch mit viel heftigerem Regen.

Lookout Mountain und Chattanooga am Wochenende (4 Wasserfälle und ein Choo-Choo):

Vom nördlichen Ende des Lookout Mountain gibt’s tolle Blicke auf Chattanooga, TN (Tennessee), Tip vom »Sonntagsspaziergang« (17. September) im Deutschlandfunk, also nichts wie auf. Der Lookout Mountain zieht sich von Alabama (ab Gadsden, nordöstlich von Birmingham) über Georgia bis an den Tennessee River nach Chattanooga. Den ersten Blick und den ersten spektakulären Wasserfall gab’s im Rock City Garden, einem Touristen-Park, der aber wirklich spektakuläre Blicke mit Wasserfall bietet.

Einen vollständigen Überblick über Chattanooga gab’s dann vom Aussichtturm der Ruby Falls, einer ebenfalls voll kommerzialisierten Touristenattraktion. Auf einer knapp einstündigen Tour unter Tage besichtigt man aber den sehr eindrucksvollen unteririschen Wasserfall Ruby Falls.

Auf dem Weg dorthin gab’s im schönen Cafe on the Corner Lemmon Hummus & Pimento Cheese die typische Südstaaten-Käse-Creme
(»Obatzda« im Südstaaten-Style) – sehr lecker.

Die Chattanooga Whiskey Experimental Distillery bietet stündlich Führungen an. Bis die Führung anfing, konnte ich den gegenüber liegenden alten Bahnhof (»Chattanooga Choo-Choo«) anschauen, der inzwischen ein Hotel ist. Nebenan wurde extra ein Parkhaus gebaut, von dem aus man prima photographieren kann.

Die Chattanooga Whiskey Experimental Distillery hat dieses Jahr ihren ersten selbst gebrannten Whisky »Batch 001« innerhalb weniger Stunden an einem einzigen Samstag verkauft. Daher ist der »1816«, den sie aktuell verkaufen, tatsächlich 2008 bei MGP Distillery in Lawrenceburg, IN, gebrannt. Chattanooga Whisky Experimental Distillery hat lediglich die gesamte Charge gekauft und in Chattanooga gemischt und abgefüllt.

Um die Destillerie und das Choo-Choo Hotel herum gibt’s einige hippe Lokale und Läden, aber auch eine Menge Leute, die herumlaufen und betteln. Insgesamt wirkte Chattanooga auf mich europäischer und städtischer als Birmingham.

Um die Ecke, bei der winzigen Craft-Brewery Hutton & Smith habe ich ein IPA probiert und danach gab’s bei Chattanooga Brewing Co. direkt am Football Stadion als Dinner einen leckeren Hummus-Wrap mit Waffle Fries (über Kreuz geschnittene Pommes Frites, rund wie Kartoffelchips, aber mit einer Struktur wie ein Jägerzaun).

Auf dem Weg zum Hotel konnte ich bei Valley Wine & Spirits am Highway 41 noch einen Glückstreffer landen. Auf meine Frage nach einem regionalen Whiskey wurde mit verschmitztem Grinsen aus dem Lager eine Flasche des ausverkauften »Batch 001« von Chattanooga Whisky Experimental Distillery gezaubert. Bückware gibt’s also auch in den USA. Der »Batch 001« ist ein 51%iger Whiskey, nicht süß, sondern herb und faßbetont, mit einem Hauch von Rauch und Kokos – beeindruckend. Auf meine Nachfrage nach Wandertouren habe ich dann auch noch fünf  Tips in der Region erhalten. Super-nette Mannschaft bei Valley Wine & Spirits.

Den ersten Tip, Lula Lake Land Trust, hat mein Navi leider nicht richtig gefunden. Das muß ich bei Gelegenheit also nochmal nachholen.

Der zweite Tip, Cloudland Canyon, ließ sich problemlos finden und bot zwei tolle Wasserfälle, die mit ungefähr einstündiger Wanderung zu erreichen waren. Der Cloudland Park bietet darüber hinaus noch weitere interessante, längere Wandertouren.

Der dritte Tip, Rocktown Pigeon Mountain, ließ sich zwar gut finden, allerdings ist dies eine Jagdgegend und ein Schild wies darauf hin, daß zum Betreten ein Jagd- bzw. Angelschein oder ein Land Pass erforderlich ist, den man vorher kaufen muß. Daher werde ich mir demnächst erstmal einen Land Pass bestellen.

Auf dem Weg entlang des Lookout Mountain konnte ich den morbiden Ort Menlo, GA, kennenlernen und endlich große Baumwollfelder sehen. Auf den Baumwollfeldern stehen Pflanzen, die bereits offene Früchte tragen, und andere, die noch blühen, nebeneinander.

Der Lookout Mountain hat also ab Gadsden (etwa eine Stunde nordöstlich von Birmingham) über Georgia bis nach Chattanooga viele Wandermöglichkeiten für die beginnende Winterwandersaison zu bieten.

Die Phrasen der Woche
  • he has thrown us a curve ball – er hat uns überrascht
  • I’m just venting – ich muß mal Dampf ablassen
  • to cry wolf – die Pferde scheu machen
  • he pissed in my corn flakes – er hat mir die Laune verdorben

Habe ich eigentlich schon mal die Waffenauslage eines normalen Sportartikelgeschäfts gezeigt? Bei Dick’s Sporting Goods gibt’s links Yogamatten und Hanteln, in der Mitte Sportbekleidung und Badelatschen und rechts Waffen und Munition.

Übers Wochenende ist in Vestavia Hills Kürbismarkt, erste Vorboten von Halloween.

Mein Sonntagsausflug sollte zu einem Aussichtsturm auf dem Pine Mountain führen (Google Maps: 301 Season Rd, Sterrett, AL, 35147, USA). Leider endete die Anfahrt einmal mehr an einem Wohnhaus mit bellendem Hund, ein Wanderweg war ebenfalls nicht erkennbar und so habe ich den Rückzug angetreten. Auch von dem wunderbaren Coosa Mountain bei Vandiver (Google Maps: 431 Lake View Cir, Vandiver, AL 35176, USA) konnte ich kaum einen Blick werfen, denn an jedem schönen Ausblick steht ein Privathaus mit »No Trespassing«-Schild oder bellendem Hund oder beidem.

Deshalb bin ich unverrichteter Dinge wieder nach Birmingham zurückgekehrt und habe dem Hunderennkurs Birmingham Race Course einen Besuch abgestattet. Dort finden am Sonntag zwar keine Rennen statt, aber in dem dringend renovierungsbedürftigen Betongebäude herrscht reger Wettbetrieb an mindestens zwanzig Schaltern und ständiges Kommen und Gehen. Es gibt unzählige Computer-Wettstationen, Billardtische, Dartscheiben und Bildschirme, die Rennen, Sportveranstaltungen und Tabellenplätze zeigen. Draußen schlägt einem sofort der Geruch von Cannabis entgegen und das Publikum ist, wie zu erwarten, überwiegend schwarz.

Als Gegensatz war ich zum späten Lunch beim Cahaba River Fry Down Festival, einem Grill-Fisch Wettbewerb im Railroad Park. Für 20 Dollar Eintritt konnte man an einem guten Dutzend Grillständen kleine Schmeckhäppchen probieren und für seinen Lieblingsstand mit einer Wertmarke abstimmen. Die Grundlage war stets Wels (Catfish) mit Veredelungen durch Schinken, Pfirsich, Wasabi, Kimchi, Jalapeño, Mango, Schwarzkümmel etc. Mein Favorit war eine mit winzigen Kartoffelchips-Pannade frittierte Variante mit leckerer Remoulade.

Zusätzlich gab’s stilechte Country-Musik und Kinderbelustigung mit Schlangenanfassen, Schminken, Hüpfburg und Angelwerfen.

Ein Gedanke zu „Birmingham, AL #18“

  1. Hallo Günther,
    toll, daß du mir den Link zu deinem Blog gesendet hast. Ich habe mich gestern und heute durch deine letzten 10 Monate Alabama gearbeitet 🙂 Nein, Arbeit war es natürlich nicht, sondern es hat wirklich Spaß gemacht. Super gemacht. Dickes Lob von meiner Seite! Tolle Texte und sehr schöne Bilder und auch schon einige tolle Videos.

    Im Gesamteindruck meine ich aber auch schon etwas Frustration über die US-Amerikaner herauszuhören… Wir müssen wirklich mal telefonieren, denn das Thema SMP (the Artist formerly known as Peguform) und die OEMs kommt mir natürlich viel zu kurz. Aber klar, daß du das nicht offen in den Blog schreiben kannst. Außer es wäre positiv 😉

    Du solltest auf alle Fälle deinen Marketingaufwand erhöhen, Mann kann nicht nur zu viel, sondern auch zu wenig Marketing machen 🙂 Wenn ich schon deinen Blog nicht kannte, gibt es bestimmt noch einige andere, denen es genauso geht.

    Viele Grüße aus dem herbstlichen Ingolstadt (morgens Donaunebel, nachmittags Sonne) von
    Thilo

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