Birmingham Alaaf

Vet’s Day, 11. November

Passend zum Beginn der närrischen Zeit findet in den USA am 11.11. der Veteran’s Day statt. Downtown Birmingham fand aus diesem Anlaß eine zweistündige Parade statt, die mich ein bißchen an den Mardi-Gras-Umzug in Mobile erinnert hat. Allerdings wurden heute von den Wagen keine Kamelle oder Spielzeuge geworfen.

Bei strahlendem Sonnenschein waren die Zuschauer an den Straßen in Birmingham bunt gemischt: jung, alt, schwarz, weiß, schick, lässig, mit den üblichen Campingstühlen oder mit Picknickdecken. Und alle waren 100% positiv gestimmt, ich habe keine einzige Andeutung von Kritik wahrgenommen. Die Polizei war lediglich damit beschäftigt, die Straßen zu sperren und dabei tief-entspannt.

In Deutschland würde ich militärisch ausgerüstete Polizei und eine Gegendemo erwarten. Anscheinend wird in Alabama die Polizei noch respektiert und Demos gegen die Verherrlichung des Krieges sind vermutlich sowieso unvorstellbar. Letzte Woche habe ich übrigens in einem besseren Restaurant in Birmingham zum erstem Mal jemand mit einer Pistole am Gürtel gesehen.

Alle möglichen Veteranenverbände sind im Vet’s-Day-Umzug mitgefahren, meist mit neueren (nicht historischen) Corvette (scheint das Standard-Veteranen-Auto zu sein) mit vielen Stars-and-Stripes-Fahnen dekoriert. Schön ist auch der Polizei-Porsche von Hoover mit dem Kennzeichen 911, was ja der amerikanische Notruf ist (also die 112 für die USA).

Bei den beiden Videos vom Vets-Day kann man übrigens den dramatischen Qualitätsunterschied zwischen dem (US-Firmenhandy) iPhone SE (Video #1) und meiner alten Lumix LX5 Digitalkamera (Video #2) sehen. Meine lichtstarke Lumix hat zwar sicher zehnmal mehr Sensorfläche, aber das iPhone SE macht trotzdem zehnmal bessere Videos. Vom zweiten Stock eines Parkhauses hatte ich zudem eine tolle Übersicht.

Die Phrasen der Woche
  • the horse is out of the barn – das Kind ist in den Brunnen gefallen
  • pencil whipped – getürkt, nachträglich für die Akten aufs Papier geschummelt, angefertigt
Miete zahlen in den USA

Nachdem mein Vermieter im März Bankeinzug auf seiner Homepage eingerichtet hatte, habe ich mich angemeldet und in den folgenden Monaten wurde meine Miete problemlos von meinem Bankkonto eingezogen, fast so einfach wie in Deutschland. »Natürlich« gab es noch jeden Monat eine Warn-eMail, daß bald eine Abbuchung vom Konto bevorsteht. Vermutlich ist das für die Amis das Signal, Bargeld unterm Kopfkissen hervorzuholen und auf’s Bankkonto einzuzahlen (man weiß ja nie bei diesem »Establishment« – besser Bargeld und drei Revolver unterm Kopfkissen).

Im November hat dies nun nicht mehr geklappt. Mein Vermieter hat den Finanzdienstleister gewechselt, zwar auch (per eMail) für diesen neuen Anbieter geworben, aber mit keinem Wort geschrieben: »Bitte ändern Sie Ihre Einzugsermächtigung«. Also habe ich erst auf Nachfrage erfahren, daß ich mich beim neuen Dienstleister anmelden muß. Aber für November muß ich natürlich mit Check nachzahlen. Die Nutzung von Bankkonten und Überweisungen scheint den Amis wirklich suspekt zu sein, außer es sind Kreditkarten – die spinnen, die Amis.

Computer Music

Am Freitagabend ging die Woche mit einem Konzert der Studenten für Computer Music an der Musikhochschule zu Ende. Das beste Stück des Konzerts war New Visco City des Gitarristen Ian Keel, das dieser mit zwei Kollegen an Theremin und Piano aufgeführt hat.

Alle sechs Stücke des einstündigen Konzerts waren kurz. Vielleicht trägt dies der überaus kurzen Aufmerksamkeitsspanne der Amis Rechnung?

(aufgenommen mit iPhone SE)

(aufgenommen mit Lumix LX5)

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