Schnee in Alabama

In der letzten Nacht hat es, wie angekündigt, angefangen zu schneien und so haben sich im Laufe des Tages bei Temperaturen knapp über Null °C ein paar Zentimeter Schnee angesammelt. Kaum zieht Sturm Benji mit Kaltluft übers Land, geraten die Alabamiens auch schon in Panik: manche Schulen wurden geschlossen, deshalb sind einige Kollegen zuhause geblieben und schon bei unserer Morgenbesprechung wurde über mögliche Auswirkungen der Kaltfront diskutiert. In der Folge gab’s dann um 1430 »Schneefrei« (wir mußten alle nach Hause gehen).

Vielleicht scheuen die Arbeitgeber Ärger mit den amerikanischen Versicherungs-Anwälten, die womöglich Millionen-Klagen anzetteln, für den Fall, daß sich einer der unterbelichteten Mitarbeiter entscheidet, seinen übermotorisierten Dodge Charger dank abgefahrener Sommerreifen von der winterlichen Straße lieber in eine Böschung zu steuern.

Auf dem Heimweg wollte ich noch im Supermark einkaufen, aber auch der war um 1530 bereits geschlossen. Zum Glück habe ich ausreichend Vorräte zuhause.

Die elektrische Warmluftheizung in meiner Wohnung funktioniert gut und ist auch schnell genug, um morgens das Bad zum Duschen aufzuwärmen. Aber das Gebläse macht natürlich Lärm, wenn es anspringt, um gegen die einfach verglasten Fenster und die dünnen Wände anzupusten. Wie im Sommer, wenn es als Klimaanlage läuft (ca. 59 dB, gegenüber ca. 50 dB Ruhegeräusch ohne Klima/Heizung und Kühlschrank).

Zollstock

Wegen der winterlichen Wettervorhersage für die nächsten sechs bis sieben Tage wollte ich gestern Abend beim Baumarkt The Home Depot noch einen Eiskratzer kaufen. Am Ende bin ich jedoch mit einem Set Kunststoff-Spachtel für $ 3,03 abgezogen, denn in der ganzen Auto-Abteilung gab’s keine Eiskratzer. Dafür kann man beim Home Depot echte »Zollstöcke« kaufen, 36 Zoll lang (= 3 Fuß = 1 Yard = ca. 1 Meter).

Die Phrasen der Woche

(wie bei den Briten werden auch in USA gerne lateinische oder französische Ausdrücke verwendet)

  • Force majeure – höhere Gewalt
  • per se – an sich (wie im Deutschen auch üblich)
  • a browning – eine Bräunung, als Umschreibung der Phrase
  • when the shit hits the fan – das Thema eskaliert, (die Sch… gerät ins Gebläse)
Christmas Parade

Am letzten Wochenende gab’s in mehreren Orten Weihnachtsumzüge. Ich war in Alabaster, etwa zwanzig Minuten südlich von Birmingham. Der wirklich kleine Umzug hatte mehr mit Kinder-Karneval zu tun (einschließlich Kamellewerfen) als mit Weihnachten und bei Temperaturen um die 15 °C kam auch kein Bedarf nach Glühwein auf.

Weihnachts-Deko

An einigen Straßen und manchen Häusern oder Geschäften in der Gegend wird weihnachtlich dekoriert (beispielsweise am kitschigen Sibyl Temple am Highway 31), aber viel weniger als in Deutschland und leider auch viel weniger kitschig als erhofft.

Auto-Zulassung

Am letzten Novembertag habe ich von unserem Controlling auch meine Autozulassung für 2018 erhalten. Das briefmarkengroße Label mußte ich auf mein Nummernschild kleben.

 

 

4 Gedanken zu „Schnee in Alabama“

  1. Hallo Günther,

    es gibt keine übermotorisierten Autos 🙂

    Viele Grüße und heute hat es bei uns auch ordentlich geschneit.

    Thilo

  2. Hallo Günther!
    Wie bitte, es gibt keine Eiskratzer??? Das hätte ich nicht vermutet… smile! – Wie immer sehr amüsant, Deine Schilderungen! Freue mich weiter von Dir zu hören!
    Liebe Grüße aus Nordbaden!
    Andrea

  3. Hallo Günther,

    ich hoffe die deutschen „Eiskratzer“ haben dich erreicht. Auch hier am Kaiserstuhl gab es bereits erste Schneeflocken. Die Leistung der hiesigen Autofahrer ist vergleichbar mit den Beschreibungen der Homeboys aus Alabama. Getreu dem Motto, „Winterreifen sind die Reifen, die ich im Winter fahre“ rutschen die Südbadener von Kurve zu Kurve.

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