Birmingham, AL #37

Besuch von Christian

Von Donnerstagabend bis Montag früh war Christian aus Hannover zu Besuch. Wir haben eine Menge gesehen und auch vieles, das für mich neu war.

In Montgomery konnten wir nach dem Besuch im National Monument for Peace and Justice zufällig die in der Nähe gelegene Werkstatt von Kellie Guthrie anschauen. Die Halle war mir schon bei meinem ersten Besuch aufgefallen und weil wir so neugierig durch die Scheibe schauten, hat uns Kellie hereingebeten und uns ihre Arbeiten gezeigt. Sie stellt Stoffe her und näht daraus Taschen und die in den Südstaaten traditionellen Quilts (Patchworks). Sie hat mir auch noch den Tip zur Recherche über Gee’s Bend gegeben.

In der mit viel Deko zum Thema Fliegerei ausgestatteten Aviator Bar downtown Montomery haben wir uns dann ein Bier in der Abendsonne gegönnt. Zum Dinner waren wir wieder zurück in Birmingham in der Bar Moon Shine auf der Dachterrasse des Elyton Hotel. Das Essen ist naturgemäß einfach, aber die Atmosphäre über den Dächern von Birmingham ist klasse.

Unser Samstagmorgen begann mit einem Frühstück bei der Continental Bakery im English Village. Da kann man sogar draußen auf der Straße sitzen.

Danach ging’s zum Abroms-Engel Institute for the Visual Arts, dem Kunstmuseum der Universität. Dort waren unter anderem viele Porzellanhasen von Stacey Holloway zu sehen.

Nachmittags waren wir beim Football in Tuscaloosa. Das Spiel selbst haben wir uns jedoch geschenkt und nur den Rummel in der Stadt, zwei Stunden vor dem Anstoß angeschaut. Auf jeder Rasenfläche der Stadt ist Party und viele Studenten probieren zum ersten Mal Komasaufen aus (und das im streng regulierten Alabama – shame on you). Immerhin stemmte sich ein Prediger mutig gegen die feiernden Sünder.

Zum Dinner waren wir wieder in Birmingham und haben das anspruchsvolle Restaurant Root to Tail im English Village ausprobiert. Schräg gegenüber, in der Art Galery Bar des Restaurants Vino, gab’s danach sogar noch richtig guten Espresso.

Der Sonntag bot eine Tour zu den Noccalula Falls in Gadsden (leider bei niedrigem Wasserstand, aber mit kitschiger Holloween- und Weihnachtsdeko) sowie einen Besuch der Eisenhütte Sloss Furnace in Birmingham. Dort wurde schon Gruseldeko für die Halloween-Party zwischen den Hochöfen aufgebaut. Aber richtig gruselig war ein Amerikaner unseres Alters aus New York, der uns angequatscht hat, weil er uns Deutsch sprechen gehört hatte.

Er lobte die Zeit, als Mr. Sloss noch keine Steuern für seine Gewinne aus der Eisenproduktion zahlen mußte (1850) und zeigte sich überzeugt, daß die deutsche Gesellschaft in Bälde unter der Last der Einwanderer auseinanderbrechen werde. Er hat mir seine Visitenkarte und einen Vierteldollar in die Hand gedrückt und mich aufgefordert, ich solle ihn in 25 Jahren anrufen, wenn Deutschland am Boden liegen würde.

Auf diesen Schock haben wir uns erstmal eine Pause im netten Café OHenry’s in Homewood gegönnt. In OHenry’s Café gibt’s sogar Lichtschalterkunst auf dem Klo.

Bards & Brews

Am ersten Freitag im Oktober gab’s bei Bards & Brews zum ersten mal einen echten Poetry Slam, also einen Wettbewerb mit 250 $ Preisgeld. Gleichzeitig war dies mein letzter Besuch bei Bards & Brews, denn am ersten Freitag im November bin ich mit Mark in Memphis und im Dezember findet kein Bards & Brews statt. Ein schöner Abschluß also.

Phrasen der Woche
  • Cradle to grave – von der Krippe bis zur Bahre, von A bis Z
  • To be fly – cool sein, hip sein (aus Bards & Brews)
  • To to put lipstick on pig – schönreden
Oktoberfest im Stapp House, Northport

Einer meiner Produktingenieure feiert auf dem Grundstück seines Vaters immer ein Oktoberfest mit selbstgebrautem Bier und Grillwürsten; in diesem Jahr hat er unsere ganze Abteilung dazu eingeladen. Sein Freund Tommy schenkte zwei selbstgebraute Biere aus (aber auch zugekaufte) und sein Vater Danny bediente den Grill.

Laut Tommy ist es in Alabama seit 2013 erlaubt, pro Quartal 13 Gallonen Bier (49,4 l) zu brauen.

DIY Birmingham

Dank der Veranstaltungen, die auf  http://www.diybirmingham.com/  angekündigt werden, habe ich wieder einen neuen Club kennengelernt. Mom’s Basement ist eine schöne Kellerbar mit Flippern, Billard, Dosenbier und Fotoautomat, aber eben auch einer kleinen Bühne. Das Konzert von Jeff The Brotherhood war schön psychedelisch mit tollen Visuals, die live von einer Vjane improvisiert wurden. Leider war die Band wieder viel zu laut.

Ein Gedanke zu „Birmingham, AL #37“

  1. Man könnte den gruseligen New Yorker ja mal fragen, wie die USA selbst mit der Last der Einwanderer zurecht gekommen sind. Es waren ja immerhin um die 300 Mio. 🙂

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