Birmingham, AL #38

Kunsthandwerker-Markt in Springville

Auf dem Farmgelände Homestead Hollow in Springville, etwa eine dreiviertel Stunde nordöstlich von Birmingham fand an diesem Wochenende ein Kunsthandwerkermarkt statt, der schon völlig auf Weihnachten abzielte.

Leider fehlten die Glühweinstände, denn bei kühlen 10 °C wäre das durchaus eine Option gewesen. Dafür gab’s eine Moonshine– (Schnaps-) Brennerei zu besichtigen, Blockhütten mit weihnachtlicher Deko, Kutschfahrten und natürlich einige Freßbuden. Hauptsächlich wurden aber alle Arten von handwerklicher Deko zum Verkauf angeboten, so zum Beispiel Vogelhäuschen in Form einer Kirche oder die für die Südstaaten typischen Patchworkdecken (Quilts)

November Organ Recital

Die Independent Presbyterian Church in Birminghams schönem Stadtteil Highland Park veranstaltet regelmäßig Konzerte. Heute Nachmittag war ich zum ersten Mal dort: beim Konzert der Organistin Jan Kraybill aus Kansas City.

Der helle, freundliche Kirchenbau ist eklektisch dekoriert und weil er nicht sehr groß ist, bietet seine eher kurze Nachhallzeit einen brauchbaren Klang.

Jan Kraybill hatte am heutigen Jahrestag zum Ende des 1. Weltkriegs (gleichzeitig ist heute in den USA Veterans’ Day) ein pathetisches Programm zusammengestellt, das mit dem berühmten Marsch Pomp and Circumstances, Op. 39, No. 1 von Edward Elgar begann. Sie sparte auch nicht mit pathetischen Ansagen zur Ehre von Soldaten, aber auch dem Wunsch nach Frieden.

Unter anderem spielte sie auch eine Komposition in zwei Sätzen des Jazz-Pianisten Dave Bruebeck. Dabei verwendete sie neben den üblichen Windregistern ein Carillon-Register (Glockenspiel) sowie ein Geräuschregister mit Glöckchen (Cimbals).

Neben dem Altar war ein Monitor aufgebaut, der das Videobild des Spieltischs zeigte, und natürlich war auch ein Mikrofon für die Ansagen der Organistin vorhanden – die Amerikaner beherrschen wirklich die perfekte Präsentation.

Fantasyland

In der letzten Woche habe ich das ketzerische Buch Fantasyland von Kurt Andersen (Deutscher Titel: Fantasyland, 500 Jahre Realitätsverlust) über die amerikanische Gesellschaft gekauft. Er beschreibt darin, warum die amerikanische Gesellschaft dem Glauben mehr zuneigt als dem Wissen. Prompt lag zwei Tage später unaufgefordert die Rache des Herrn in meinem Briefkasten: ein erbauliches Druckerzeugnis über die Zehn Gebote, ein Werbemittel einer der umliegenden Kirchengemeinden.

Ich bin auf das Buch Fantasyland aufmerksam geworden durch ein Interview mit dem Autor in der Sendung Essay & Diskurs vom 28. Oktober im Deutschlandfunk.

Ein Gedanke zu „Birmingham, AL #38“

  1. warum die amerikanische Gesellschaft dem Glauben mehr zuneigt als dem Wissen

    Tut sie das denn? Es scheint zwar eine Menge Esoteriker und Irre dort zu geben, aber immerhin sind die USA zugleich die führende Wissenschaftsnation der Erde, und das mit Abstand. Selbst der einfältigste redneck wird ahnen, dass sein neues iPhone mehr auf Technik baut als auf jenes höhere Wesen, das wir verehren. 🙂

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